„Das bricht uns das Genick“
Zu den Äusserungen von Stadtrat Ivo Romer in der Neuen Zuger Zeitung vom 04.10.2011.
Und weshalb genau, Herr Stadtrat Romer, sollte die Perlen Initiative der Stadt Zug das Genick brechen?
Könnte es sein, dass wir im Wohlstand verlernt haben genau hin zu schauen und präzise zu rechnen? Da schätzen Sie z. B. beim Zurlaubenhof allein mit einem 3-stelligen Millionenbetrag, der die Stadt bei Annahme der Initiative bereitstellen müsste.
Fakt ist, dass der Zurlaubenhof heute bereits ein Schutzobjekt ist und viele öffentliche Gelder vor Jahren schon in seinen Erhalt investiert wurden. Die Perlen Initiative verlangt nicht, dass die Stadt den Zurlaubenhof kaufen muss, sondern lediglich verhindert, dass Neubauten das Ensemble in seiner hohen Qualität beeinträchtigen. Eigentlich wissen wir alle, dass ein Hof sich auch auszeichnet durch seine Einbettung in der Landschaft und durch seinen ihn umgebenden Freiraum. Beim Lüssihof oder beim Moosbachhof am Blumenweg kann beobachtet werden wie ein Hofcharakter abhanden kommen kann.
Von den 32'450 m2 beim Zurlaubenhof müssen vielleicht ca. 8'000 m2 blockiert werden, damit das von Strassen und Wegen begrenzte Areal frei von Neubauten bleibt und unseren Nachkommen ein Spielraum für Entscheide bleibt.
Dass ca. 8'000 m2 selbst bei den stolzen Zugerpreisen einen dreistelligen Millionenbetrag ausmachen sollen, lässt doch einige Fragen aufkommen.
Nochmals sei daran erinnert, dass die Perlen Initiative die Besitzer der Grundstücke für die Beschränkung ihrer Möglichkeiten vergüten will, so wie ein Landwirt für den reduzierten Ertrag entschädigt wird, wenn er aus Gründen des Gewässerschutzes nicht mehr düngen darf. Der Kauf durch die Stadt ist lediglich eine Möglichkeit, wenn dies der Eigentümer verlangt.
Mit der Perlen Initiative wollen wir darüber nachdenken und diskutieren, was eigentlich die Qualitäten von Zug ausmachen und für was wir, wie viel Steuersubstrat hergeben wollen.
Dank dem Reichtum unseres Landes und besonders unserer Stadt haben wir das Privileg und auch die Pflicht an die Zeit nach uns zu denken. So wie wir uns an der Altstadt erfreuen, sollen unsere Nachfahren auch Erbschaften aus unserer Zeit erhalten.
Vergessen wir nicht, mit der Perleninitiative geben wir nichts weg. Wir frieren wertvolles Land ein. Generationen nach uns sollen entscheiden können, ob ihnen grosszügige Freiflächen mitten in der dicht bebauten Stadt Zug einen Wert darstellen oder ob sie doch lieber den monetären Nutzen davon haben wollen. Inzwischen ist Land auf jeden Fall eine interessante Wertanlage, auch für eine Stadt.
Ich denke, dass es andere Gefahren als die Perleninitiative in und um unsere Stadt gibt, welche uns in nächster Zeit das Genick brechen könnten.
Ruedi Zai, Architekt Zug
Vorstand Zuger Heimatschutz