Bäume wachsen nicht in den Himmel
Unsere Stadt ist reicher und wertvoller, wenn sie aus Quartieren und Ortsteilen zusammengefügt ist, die sich von einander unterscheiden, einen eigenen Charakter aufweisen.
Nebst der Topographie, der Lage oder dem Alter der Baustruktur beeinflussen wesentlich die ähnlichen Höhen der Bauten die Wirkung und Stimmung der einzelnen Stadtteile.
Im Laufe der Zeit hat sich ein Kriterium zur Bestimmung der Höhe von einzelnen Bauten als sehr erfolgreich erwiesen, dies nicht nur in Zug, sondern fast überall wo gebaut wird:
Solange ein Gebäude nicht über die vorhandenen Baumkronen hinaus ragt, fügt es sich bestens ins Gesamtgefüge der Umgebung ein. Gebäude und Bäume kommunizieren auf gleicher Augenhöhe miteinander, ergänzen einander und kein Element dominiert das andere.
Überragt ein Gebäude die Baumkronen, wird es in unseren Breitengraden höher als 25 Meter, nennen wir das Hochhaus. Dieser Gebäudetypus muss vielen zusätzlichen Kriterien genügen um sich in die Umgebung eingliedern zu können und eine Bereicherung für die Stadt zu sein.
Zusätzliche Geschossflächen, höhere punktuelle Dichte dürfen nicht als Begründung genügen, um den bestehenden Stadtkörper von Bäumen und Gebäuden aufzubrechen und das Stadtbild auf immer zu verändern.
Besonders in einer Zeit, da ein unglaublicher Druck auf bebaubare und veräusserbare Flächen herrscht, müssen klare Vorstellungen und Bilder entwickelt werden, wo allenfalls mit hohen Gebäuden Akzente gesetzt werden sollen, welche dem gesamten Gemeinwesen zum Vorteil gereichen.
Es darf nicht sein, dass die Hochhäuser über das gesamte Stadtgebiet verteilt werden können und mit dem Alibibegriff Qualität die Bewilligung erwirkt werden kann.
Wir wissen, wie Bebauungspläne und Qualitätsdiskussionen dem Zeitgeist unterworfen sind und sehr schnell ändern können. Die letzten Hochhausstudien überlebten in Zug gerademal gut 5 Jahre. Das Grundsatzpapier Hochhäuser im Kanton Zug vom März 2002 wurde in einer Vereinbarung mit allen 11 Gemeinden und dem Kanton behördenverbindlich zur Kenntnis genommen. Das auf dieser Grundlage ausgearbeitete Hochhauskonzept für Zug und Baar, März 2003, wurde nur von Baar verbindlich umgesetzt. Zug hat es ohne Begründung ad acta gelegt.
Ein Hochhausleitbild muss auf einer langfristigen Vision, einer Vorstellung des künftigen Stadtbildes basieren.
Die Qualität der Stadt lebt vor allem von der Zeit, von der Verlässlichkeit der Kontinuität, in welcher der Zeitgeist Platz hat, doch der Zeitgeist nicht das Stadtbild dominiert.
Ruedi Zai, Architekt