Haus Zentrum
Das Gesicht der Quartiere der Stadt wird von einem Teil seiner Bewohner gestaltet und bestimmt.
Zu verschiedenen Zeiten mit verschiedenen Ansichten und Auffassungen sind die Resultate entsprechend.
So entstand mal eine innere und äussere Altstadt, bei denen die Bauvolumen eng und rücksichtsvoll aufeinander abgestimmt situiert wurden.
In den fünfziger und sechziger Jahren will eine Gruppe der Bevölkerung sich von diesem Korsett befreien und plant einen radikalen Umbau dieser „alten“ Stadtteile: Die Zeughausgasse soll von modernen, sprich kubisch klaren, grossen Volumen gesäumt werden. Der alte Hirschen wird abgebrochen, ein sieben geschossiger Kubus wird gebaut. Kaum steht er da, finden nicht alle Bewohner diese Idee so toll und verhindern die weitere Realisation des vorgesehenen Planes alle Gebäude der Gasse bis zur Aegeristrasse mit neuen Kuben zu ersetzen.
Die Vorzüge der bestehenden Bausubstanz wird erkannt und die Architekten lernen in den kommenden Jahrzehnten wie neue Volumen in die gewachsene Umgebung und Bausubstanz eingepasst werden können, wie die Stadt sich weiter entwickeln kann ohne radikale Brüche. Für neue Visionen gibt es genügend Raum in den noch unbebauten Stadtteilen.
Jetzt, da für das Haus Zentrum Sanierungs- und Erneuerungsarbeiten anstehen in der Grössenordnung von Neubaukosten, ist es an der Zeit, den städtbaulichen Fehler unserer Vorfahren zu korrigieren.
Die einmalige Chance, dass das Gebäude der Stadt, der Gemeinschaft gehört, welche die Vorschriften für das Stadtbild erlässt, erleichtert die nun mögliche Stadtreparatur.
Beim „neuen Hirschen Nr. 3“ kann mit einer Neuplanung des Ortes, unter Einbezug des Gebietes bis zu den Umfassungsmauern des Kapuziner Klosters, ein zeitgemässer, attraktiver städtischer Raum geplant und realisiert werden, der das Quartier weiter entwickelt und aufwertet.
Die Stadtbehörden und das Parlament können hier zeigen, dass sie die Stadtplanung und ihre eigenen Vorschriften ernst nehmen und nicht wie einzelne private Investoren vorwiegend auf der Erhaltung der bestehenden Volumen und Nutzflächen pochen.
Das vorliegende Projekt ist abzulehnen, da auf der Basis des misslungenen Projektes der 60er Jahre geplant wurde. Eine Planung sollte gedanklich immer ganz vorne beginnen und alle Möglichkeiten abwägen, diskutieren und in Betracht ziehen.
Inzwischen kennt auch die Stadt gute Strategien, wie attraktive Stadträume entstehen.
Ruedi Zai, Zug, Architekt