Konzepte, Leitbilder und das Langzeitgedächtnis
Das wäre doch mal was, wenn Zug ein beschlossenes Konzept auch umsetzen und realisieren würde.
Es scheint eine Eigenart in unserem Kanton zu sein, dass erarbeitete und beschlossene Leitbilder, Konzepte und Vorhaben kurz vor der Umsetzung wieder umgestossen werden und enthusiastisch eine neue Idee lanciert wird.
Bei der Erarbeitung des Raumkonzeptes für die kantonale Verwaltung fanden die Verantwortlichen heraus, dass es sinnvoll und notwendig ist, dass die Gerichte in unmittelbarer Nähe der Polizei situiert werden müssen. Das Gerichtsgebäude wurde so konzipiert, dass bei zusätzlichem Raumbedarf eine Aufstockung möglich ist. Das Raumbedürfnis ist jetzt gekommen. Für die Erweiterung wird das ehemalige Zeughaus am anderen Ende der Stadt auserkoren, nicht die Aufstockung.
Dieser Entscheid verunmöglicht die Umsetzung einer anderen Idee, das Konzept der „Kultur – Meile“ im Süden der Stadt: Burg, Kunsthaus, Casino, das Museum für Urgeschichte und das Theilerhaus sollen den Süden der Stadt beleben. Die Institutionen können von der gegenseitigen Nähe profitieren. Das Kunsthaus kann sich nun nicht wie vorgesehen im Zeughaus weiterentwickeln. Die Regierungen von Stadt und Kanton bevorzugen einen Standort, der nicht im Süden der Stadt liegt.
Ein anderes Beispiel: 2002 legt ein „Hochhaus – Konzept“ die möglichen Standorte im Kanton fest, alle Verwantwortlichen in den 11 Gemeinden stimmen dem Konzept zu. 2003 wird das Konzept für Zug und Baar verfeinert, Baar setzt die Idee um und verankert sie im Zonenplan und in der Bauordnung.
Zug erarbeitet zur Zeit ein radikal neues Konzept, ohne die Erkenntnisse von 2003 weiter zu verfolgen.
Wir können nun mithelfen, dass es nicht immer so laufen muss und eine Idee auch mal realisiert wird. Für den im Jahr 2004 beschlossenen Richtplan wurden im Vorfeld mögliche Verkehrskonzepte studiert und entwickelt. Die verschiedenen politischen und gesellschaftlichen Kräfte einigten sich auf ein kantonales Verkehrskonzept, das Sinn macht. Selbstverständlich kann eine solch grosse Aufgabe nur etappenweise finanziert und realisiert werden.
5 Jahre können für ein Individuum eine lange Zeit sein, doch für Raumplanung und Verkehrssysteme ist das eine kurze Periode. Etappierungen machen nur Sinn, wenn an beschlossenen Konzepten festgehalten wird. Zum Zeitpunkt der Realisierung wird der aktuelle Abschnitt optimiert, den neuen Erkenntnissen entsprechend angepasst, und wird so zu einem Baustein für die Gesamtanlage.
Bleiben wir dabei und bauen mit der Tangente Zug – Baar, nach der Umfahrung von Cham, ein weiteres Stück für ein studiertes und funktionierendes Gesamtverkehrsystem im Kanton Zug.
Ruedi Zai
Architekt, Zug